Poker Wahrscheinlichkeiten: 1×1 für Anfänger
Nachdem Sie sich bereits mit dem allgemeinen Spielablauf, der Poker Reihenfolge, den gängigen Poker Regeln und den besten Anbietern im Texas Hold‘em Poker vertraut gemacht haben, gilt es nun, etwas tiefer in die Materie einzutauchen. Gerade für Anfänger stellt sich beim Erlernen der Grundlagen die Frage, ob man die Wahrscheinlichkeit, mit der man eine bestimmte Kombination trifft, berechnen kann. Und die Antwort darauf ist kurz gesagt: Ja. Es gibt im klassischen Texas Hold‘em Poker ein paar gängige Poker Wahrscheinlichkeiten, die man immer im Hinterkopf haben sollte. Man spricht hier auch von sogenannten Poker Permanenzen. Diese erleichtern einem nicht nur, seine Einsätze sinnvoller zu gestalten, sondern auch gegnerische Kartenhände besser einzuschätzen.
Das Wichtigste zu den Poker Wahrscheinlichkeiten:
- Mit der Wahrscheinlichkeits-Berechnung im Poker bestimmen Sie Ihre Chancen, eine bestimmte Kartenkombination zu treffen
- Nur mithilfe dieser Odds/Outs-Berechnungen lassen sich Entscheidungen über Call/Check/Raise sinnvoll treffen
- Vereinfachte Outs-Formel erlaubt ungefähre Berechnungen in Sekundenschnelle
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Inhaltsverzeichnis
- Outs/Odds & Pot Odds: Die Startkarten Wahrscheinlichkeiten
- Wie kann man Wahrscheinlichkeiten direkt am Tisch berechnen?
- Fazit: Nur mit der richtigen Outs-Berechnung kann man erfolgreich Pokern!
Outs/Odds & Pot Odds: Die Startkarten Wahrscheinlichkeiten
Dieser Ratgeber setzt voraus, dass Sie sich bereits mit unserer Poker Anleitung hinsichtlich des regulären Texas Hold’em-Spielablaufs vertraut gemacht haben. Sollten Sie diesen Ratgeber noch nicht verinnerlicht haben, sollten Sie es spätestens jetzt nachholen. Vor Rundenbeginn erhält jeder Spieler im Texas Hold‘em zwei Startkarten, die Poker-Hand. Das heißt, insgesamt kann man genau 1.326 unterschiedliche Kartenhände zu Beginn der Runde ausgeteilt bekommen. Und das ist jetzt mal eine echte Hausnummer.
Diese Anzahl relativiert sich aber wieder, da vor dem Flop eine Ass-König-Kombination in unterschiedlicher Farbe das „Gleiche bedeuten“. Wenn man diese, vom Wert her identischen Hände mal zusammenfasst, kommt man dann nur noch auf 136 unterschiedliche Starthand-Kombinationen. Darunter fallen insgesamt 13 Paare, 78 gleichfarbige Kombinationen und 78 ungleichfarbige Kombinationen. Folgende Tabelle zeigt, mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Kartenkombination ausgeteilt wird:
Starthand | Wahrscheinlichkeit | Alle x Hände wird diese Starthand ausgeteilt |
Asse | 0,45 Prozent | 221 |
Asse oder Könige | 0,90 Prozent | 111 |
Ass-König | 1,21 Prozent | 83 |
Damen | 2,56 Prozent | 39 |
Ein spezielles Paar | 0,45 Prozent | 221 |
Ein beliebiges Paar | 5,88 Prozent | 17 |
Gleichfarbige Karten | 23,53 Prozent | 4 |
Ungleichfarbige Karten | 70,59 Prozent | – |
2 Broadways (Zehn bis Ass) | 14,33 Prozent | 7 |
2 Luschen (Zwei bis Neun) | 33,79 Prozent | 3 |
Benachbarte gleichfarbige Karten | 3,92 Prozent | 26 |
Diese Poker Wahrscheinlichkeiten helfen Ihnen, zu entscheiden, ob Sie bereits vor der ersten Setzrunde aussteigen oder ob sich die Kartenhand besonders lohnt, um weitergespielt zu werden.
Wahrscheinlichkeiten, eine bestimmte Kombination „nicht“ zu treffen
Wer kennt das nicht: Wenn die Starthand Potenzial hat, dann hofft man natürlich auch auf passende Gemeinschaftskarten. Statistisch gesehen ist es daher auch von Interesse, sich einmal anzuschauen, wie hoch die Poker Wahrscheinlichkeit ist, eine bestimmte Kartenhand nicht zu bekommen.
Folgende Tabelle gibt Auskunft über die Wahrscheinlichkeit bei 100 gespielten Händen, die gewünschte Outs-Kombination „nicht“ zu treffen:
Über 100 Hände… | Wahrscheinlichkeit |
Kein einziges Mal Asse oder Könige | 40,29 Prozent |
Vier Mal oder öfter Asse und Könige | 1,32 Prozent |
Kein einziges Paar | 0,23 Prozent |
Kein einzige mal Damen zu bekommen | 7,45 Prozent |
7 mal oder öfter Dame/Ass-König erhalten | 1,47 Prozent |
12 mal oder sogar öfter, Paare erhalten | 1,45 Prozent |
Wahrscheinlichkeiten, eine bestimmte Kombination auf dem Flop zu treffen
Aber nicht nur die Poker Wahrscheinlichkeiten im Pre-Flop (vor der ersten Setzrunde) sind interessant, sondern gerade die Wahrscheinlichkeiten in den späteren Setzrunden sind oftmals spielentscheidend. Rechnerisch gesehen gibt es zu jeder beliebigen Starthand 19.600 Flop-Kombinationen. Bei dieser enormen Anzahl stellt sich nun die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine der wichtigeren Kombinationen auf dem Flop zu treffen. Auch hier haben wir Ihnen ein paar kleine Übersichten zusammenfasst:
- Flop treffen mit „ungepaarten“ Karten
Unter „ungepaarten“ Karten versteht man zum Beispiel die Karten Kombination Karo-Ass & Herz-König. Hält man eine solche Kombination in der Starthand, dann trifft man zu:
- 11,76 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Set (Drilling) oder sogar einen besseren Flop
- 0,73 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Full House
- 0,22 Prozent Wahrscheinlichkeit einen Quad auf dem Flop
- Flop treffen mit gleichfarbigen Karten
Unter gleichfarbigen Karten versteht man zwei Karten der gleichen Kartenfarbe. Hier erhofft man sich natürlich einen Flush oder Flush-Draw. Und mit einer:
- 0,84 prozentigen Wahrscheinlichkeit treffen Sie hier auch einen Flush
- 10,94 prozentigen Wahrscheinlichkeit treffen sie den Flush-Draw.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie keine gleichfarbigen Karten floppen liegt bei 46,63 Prozent.
- Flop treffen mit benachbarten Karten
Halten Sie zwei benachbarte Karten wie zum Beispiel Herz-Neun & Karo-Acht, stellt sich die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ausfällt, eine Straße oder wenigstens einen Draw zu einer Straße zu treffen. Einen Straight floppen Sie mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit von 1,31 Prozent. Den Open-Straight-Draw immerhin mit 9,60 Prozent und einen variablen Straight-Draw (Gutshot) mit stolzen 26 Prozent.
- Spezialfall All-In
Speziell wenn es Pre-Flop zu einem All-in zwischen zwei Spielern kommt, liegen die Gewinn- Wahrscheinlichkeiten zwischen mageren 5 und stolzen 95 Prozent. Die Poker Permanenzen variieren hier um ganze 90 Prozent. Folgende statistischen Wahrscheinlichkeiten sind hier möglich:
Paar vs. Zwei höhere Karten | 46 Prozent bis 57 Prozent |
Paar vs. Eine höhere Karte | 68 Prozent bis 73 Prozent |
Paar vs. Zwei niedrigere Karten | 77Prozent bis 89 Prozent |
Paar vs. Eine höhere und eine gleichrangige Karte | 60Prozent bis 70Prozent |
Paar vs. Niedrigere und eine gleichrangige Karte | 81 Prozent bis 95 Prozent |
Zwei höherer Karten vs. Zwei niedrigere Karten | 58 Prozent bis 71 Prozent |
Hohe und niedrige Karten vs. Zwei Karten dazwischen | 51 Prozent bis 63 Prozent |
Tipp: Es ist natürlich nicht zwingend notwendig, all diese Poker Wahrscheinlichkeiten auswendig zu lernen. Es macht aber durchaus Sinn, sich als Anfänger mal einen Überblick über diese zu verschaffen. Diese Wahrscheinlichkeiten sind auch die Grundlage vieler Poker Strategien für Heads-Up.
- Odds/Outs-Berechnung hilft bei den wichtigsten Entscheidungen am Tisch
- Gängige Poker Wahrscheinlichkeiten sollten auch Anfängern ein Begriff sein
Wie kann man Wahrscheinlichkeiten direkt am Tisch berechnen?
Dafür sollten Sie sich den neuen Fachbegriff Odds/Outs einprägen. Unter einem Outs versteht man beim Pokern die Anzahl Karten, die das eigene Blatt verbessern können. Nehmen wir mal an, Sie halten als Starthand Ass-Pik & Neun-Kreuz. Das heißt, es gäbe sechs Outs, um Ihre Kartenhand zu verbessern: drei Asse und drei Neunen.
Etwas komplizierter wird es, wenn man nun noch die Gemeinschaftskarten in die Berechnung der Poker Permanenzen miteinbezieht. Angenommen Sie halten einen Herz-König & Herz-Acht. Auf dem Flop erscheinen Herz-Sechs, Herz-Dame und Kreuz-Drei. Das heißt im Umkehrschluss, es gibt zu diesem Zeitpunkt insgesamt neun Outs. Insgesamt bleiben 47 verdeckte Karten übrig, von denen neun eine Verbesserung darstellen würden. Sprich, eine Gewinnkombination komplettieren. 38 Karten will man in diesem Fall aber nicht treffen. Mathematisch sieht das dann so aus:
38 / 9 = 4,22 -> die Wahrscheinlichkeit beim Turn einen Flush zu treffen liegt bei 1 zu 4,22. Aufgerundet heißt das, dass Sie bei jedem fünften Mal, in dem Sie auf diese Kombination treffen, auch erfolgreich Ihre Outs treffen werden.
Bis jetzt haben wir bei diesen Berechnungen aber die Pot-Einsätze außer Acht gelassen. Unter Pot Odds versteht man die Berechnung der Outs in Bezug auf die zu erbringenden Einsätze. Das klingt jetzt erst mal komplex, lässt sich aber recht einfach mit den Gewinn- Wahrscheinlichkeiten beim Roulette vergleichen:
Beim klassischen Roulette setzen Sie auf eine Zahl zwischen 1 und 36. Das heißt, theoretisch gewinnt man jedes 36. Mal, die Doppel-Null außer Acht gelassen. Beim Poker ist es relevant zu wissen, wie groß die Chancen sind, nach dem Flop ein besseres Blatt zu erhalten. Wie Sie diese Wahrscheinlichkeit berechnen, wissen Sie ja bereits. Aber: Lohnt es sich auch bei guten Outs den Einsatz zu zahlen, um eine der erhofften Outs zu treffen? Hier kommen jetzt die Pot Odds ins Spiel. Denn mit diesen berechnen Sie im Endeffekt, ob sich ein Call bei einer bestimmten Pot-Größe auch bei guten Outs noch lohnt.
Nehmen Sie einfach an, dass Ihr Gegenüber nach dem Flop 10 USD in einen 50 USD Pot zahlt. Sie müssten dann mit 10 USD gleichziehen, der Pot erhöht sich auf 70 USD. Damit sich jetzt das Zahlen der Erhöhung wirklich lohnt, müssen die Odds zur Verbesserung der eigenen Hand bei mindestens 14 Prozent liegen. 10 USD sind ein Siebtel des 70 USD-Pots oder in Prozent: 14 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit sollte also mindestens genauso hoch sein, wie die Größe des Pots im Verhältnis zur zahlenden Summe. Wenn Sie sich jetzt an unser Rechenbeispiel zurückerinnern, lagen dort unsere Wahrscheinlichkeiten bei 1 zu 4,22 (umgerechnet in Prozent entspricht dies ca. 19,15 Prozent). Und das heißt, bei 19,15 Prozent > 14 Prozent lohnt sich der Call in diesem Fall.
Exkurs Profi-Sektion: Reversed / Implied Odds
Wenn Sie bis jetzt genau aufgepasst haben, dann sollte Ihnen aufgefallen sein, dass wir einen weiteren Punkt bis jetzt außer Acht gelassen haben: Was, wenn ein weiterer Spieler am Tisch beim Einsatz mitgeht oder eventuell sogar erhöht? Dann spricht man von Implied Odds. Und in diesem Fall nehmen Sie als Grundlage der Berechnung nicht den tatsächlichen Pot, sondern schätzen, wie hoch der endgültige Pot ausfällt. Das Gleiche gilt für sogenannte Reverse Implied Odds. Bei dieser Berechnung geht ein Profi davon aus, dass er auch verlieren kann, obwohl er die gewünschten Outs getroffen hat. Im Endeffekt heißt das, der Profi versucht zu berücksichtigen, wie viel er verlieren kann, trotz passender Outs-Treffer. Als Anfänger dürfen Sie diese beiden Punkte vorerst vernachlässigen.
Einfache Berechnungs-Tipps:
Solang man jetzt kein ausgebildeter Mathematik-Professor ist, könnten die Berechnungen, die wir Ihnen vorgestellt haben, einfach zu lange dauern. Schließlich haben Sie nur ein beschränktes Zeitfenster, am Tisch zuhanden. Daher kann man alle diese Regeln auf eine ganz einfache Formel reduzieren.
Wenn Sie die Anzahl Outs mit der Zahl 2 multiplizieren, erhalten Sie die Wahrscheinlichkeit in Prozent, in der die gewünschte Outs-Kombination als Nächstes erscheint:
Sie treffen einen Open Ended Straight nach dem Flop: König-Pik, Herz-Dame, Karo-Bube und Kreuz-Zehn.
Dann haben Sie die Option auf 8 Outs (vier Asse und vier Neunen). Diese 8 Outs multiplizieren Sie jetzt mit der Zahl Zwei. Dann erhalten Sie eine Wahrscheinlichkeit von 16 Prozent. Da aber noch zwei Karten beim Turn und River folgen, müssen Sie diese 16 Prozent jetzt noch mal mit der Zahl Zwei multiplizieren. Dann kommen Sie auf eine Wahrscheinlichkeit von 32 Prozent. Bei der genauen Berechnung liegt der Wert bei 31,45 Prozent. Das heißt, mit der vereinfachten Berechnung liegen Sie sehr nah am tatsächlichen Ergebnis und diese Berechnung lässt sich in Sekundenschnelle durchführen.
- Einfache Berechnungs-Formel lässt sich innerhalb weniger Sekunden durchführen
- Die einfache Berechnung sollten auch Anfänger beherrschen
Fazit: Nur mit der richtigen Outs-Berechnung kann man erfolgreich Pokern!
Sie müssen kein Mathematiker sein, um Poker spielen zu lernen. Dennoch macht es Sinn, sich mit den Grundlagen der Poker Wahrscheinlichkeiten und deren Berechnung zu befassen und zumindest die vereinfachte Wahrscheinlichkeitsberechnung der Outs zu beherrschen. Denn ohne diese Berechnung treffen sich Entscheidungen über Call/Raise/Check wesentlich schwieriger. Sobald Sie die grundsätzlichen Wahrscheinlichkeitsberechnungen beherrschen und sich auch durch die anderen Ratgeber zu den Pokerhänden und den Poker-Grundlagen durchgearbeitet haben, sollten Sie sich nach weiterführender Literatur zum Thema Implied Odds & Reverse Odds umsehen.